Polestar 2

Dann war Sonntag und ganz überraschend, nach Hinweis eines befreundeten Autoenthusiasten und Elektroauto-Fahrers von Facebook, wurde mir nahegelegt, das am Ladepark Hilden der Polestar 2 zu Testfahrten zur Verfügung steht. Also nichts wie da hin am Sonntag, dachte ich mir. Ich muss auch sagen, das Personal vor Ort war sehr zuvorkommend, hat einem geduldig alles sehr nett erklärt und scheute auch nicht den Vergleich zu Konkurrenten, das man diese evtl schon gefahren sei.

Polestar 2
Polestar 2
Polestar 2
Polestar 2
Polestar 2
Polestar 2
Polestar 2
Polestar 2
Polestar 2
Polestar 2
Beitrag & Bilder © Dominik König

Außen:
Also hingefahren und erstmal angeguckt. Optisch ist er, finde ich, klar als Volvo oder
zumindest zur Volvo-Familie zugehörig zu erkennen. Was per se ja nichts schlechtes ist.
Die Front wirkt, dadurch das sie recht hoch und steil baut, also eben typisch Volvo, sehr bullig. Was
mir zugegeben sehr gut gefällt. Er wirkt eben insgesamt sehr massiv. Dazu noch Thor's Hammer im
Scheinwerfer, sehr überzeugend. Der Weiß-Ton war extrem toll in der Sonne, eine Art Metallflakes
im Lack, sah unglaublich edel und aufsehenerregend aus. Die Kunststoff-Beplankungen rundum
machten das Auto optisch ein wenig zum Light-SUV, was er aber, finde ich gar nicht ist. Dafür
unterstreicht es aber den bulligen Charakter – passt auf jeden Fall zum Auto. Dann diese
Außenspiegel: Ich finde sie absolut klasse. Sieht unfassbar edel aus, das sie ohne Rahmen sind, also
nicht nur ein eingeclipstes Glas, sondern quasi aus dem Vollen, so sieht es zumindest aus. Dann,
wenn man den Spiegel verstellt, verstellt sich das gesamte Gehäuse – sieht richtig genial aus.

Innen:
Dann ging es das erste mal ins Auto: Alles sehr überschaubar, allerdings nicht so frei wie
ich vielen Elektroautos. Man war doch wieder mehr Pilot des ganzen. Nicht schlecht, aber eben
anders und gehört deshalb erwähnt – mir gefällt beides gleich gut. Das sehr große Glasdach ist
super, und wie auch immer es geschafft wurde, es wird nicht heiß im Auto – trotz direkter Sonne
von oben. Es ist einfach nur extrem hell und macht obenrum ein sehr luftiges Gefühl. Schön.

Fahrleistungen + Rekuperation:
Und was der für nen Schub hat. 2 Motoren, etwas über 400 PS,
Allrad – das tritt schon ordentlich ins Kreuz beim Beschleunigen. Das der Wagen vmax bei 205
km/h begrenzt ist, stört absolut nicht – dafür ist diese Geschwindigkeit sogar Reisetauglich in dem
Wagen, der Verbrauch bei dem Tempo ist mir aber nicht bekannt. Rekuperation ist im Monitor als
One-Pedal-Driving einstellbar und bei der höchsten Stufe habe ich bei der gesamten Probefahrt so
gut wie nie das Bremspedal betätigen müssen, nicht mal auf der Autobahn.

Fahren:
Alles schön und gut, dachte ich mir , also muss ich das Auto wirklich mal fahren. War kein
Problem, dafür waren die Polestar ja alle da. Also suchte ich nach dem Startknopf. Den gibt es aber
nicht. Sobald ich die Tür öffne und einsteige, aktiviere ich dabei die Zündung. Bremse treten und
Wählhebel nach unten ziehen, schon kann man losfahren. Kein lästiges Starten, Schlüssel drehen
oder dergleichen. Beim Verlassen des Fahrzeugs genauso: Auf „P“ drücken, aussteigen – Auto ist
nicht mehr aktiv. Finde ich super umgesetzt. Aber sei es drum – los geht’s. Was mich wirklich
umgehauen hat war, wie leise der Polestar war, vor allem auch im Vergleich zum Tesla Model 3.
Das ganze liegt natürlich auch konstruktionsbedingt an den Seitenscheiben. Wo der Model 3
rahmenlose, sicher optisch schöne Scheiben und somit Türen hat, ist es im Polestar massiver mit
Scheibenrahmen – aber eben auch viel leiser. Die Rundumsicht war eigentlich ganz ok. Allerdings
fand ich die A-Säulen Verkleidungen ein wenig zu dick geraten – etwas dünnere würden mehr
Übersichtlichkeit erzeugen. Und den Innenspiegel hätte man eigentlich auch weglassen können, das
kleine bisschen, gefühlte 10 cm von der Heckscheibe , was man sieht, lohnt nicht. Da hätte ich mir
eine Umsetzung, bei der ganzen Technik, wie im Honda E vorgestellt – die technische Möglichkeit
wäre sicherlich gegegben gewesen.

Assistenten:
Die Assistenzsysteme funktionierten wunderbar, er hat sogar Landstraßen problemlos
geschafft, alleine zu lenken. Und das sogar auf kurvigen Abschnitten. Echt toll. Das einzige, was ich
schöner fänd wäre, wenn er so wie der Fiat 500 E auf die Berührung am Lenkrad reagieren würde.
Den Polestar muss man leider leicht am Lenkrad ruckeln, damit er einen wieder erkennt. Das ist im 
Fiat mit dem kapazitiven Lenkrad besser gelöst – da reicht ein umgreifen ums Lenkrad und er gibt
wieder Ruhe. Was ich unglaublich positiv finde ist die 360° Kamera, wie sauber man einparken und
auch rangieren kann ist einfach wunderbar. Außerdem kann man die Kameras seitlich nutzen, um
nah an einen Bürgersteig zu parken, ohne sich die Felgen zu ramponieren.

Bedienung:
Der Tacho ist digital ausgeführt – immer und ohne Aufpreis. Das Lenkrad hat nicht zu
viele Tasten, alles ist soweit einfach zu verstehen und muss nicht lange gelernt werden. Dann die
sehr intuitive Bedienung. Alles ist da, wo man es vermutet, ohne vorher nen Seminar abgeschlossen
haben zu müssen. Das ist auch noch ein negativer Punkt für mich – das es schwierig ist, einen
Bordcomputer zu finden, wo man den Verbrauch ablesen kann.

Platzangebot:
Der Kofferraum kann, sofern der Schlüssel in Reichweite ist, mit einem Kick unter
das Fahrzeug geöffnet werden – und auch geschlossen, was ich sehr toll finde. Dazu noch sehr
interessante Detaillösungen, wie zum Beispiel die aufstellbare zweite „Wand“ im Kofferraum für
Kleinkram, damit nicht alles durch den ganzen Kofferraum fliegt. Außerdem mit Taschenhaken für
den Einkauf – sehr durchdacht. Das Platzangebot vorne ist in Ordnung, man fühlt sich sehr sicher –
es fühlt sich wirklich an wie eine Burg – und erinnert mich an der Stelle auch wieder sehr an Volvo
Modelle. Was ich wirklich sehr schätze. Hinten allerdings muss ich sagen, wegen dem PanoramaDach muss ich mit 184 cm Größe mich eher Hinfletzen, weil ich sonst an den Dachhimmel stoße.
Infotainment + Navigation: Der Bildschirm fiel mir sofort ins Auge. Die Kacheln zum Bedienen
sind extrem groß geraten, was das Bedienen auch beim Fahren blind möglich macht. Die
Funktionen sind alle sehr einfach bedienbar, da der Wagen über google Funktionen verfügt, muss
nicht mal eine Taste gedrückt werden, um auf die Spracheingabe zu kommen.
Wichtiges wie Lautstärke, Play und Pause, Scheibenheizung und Warnblinker sind griffgünstig zum
Sofortzugriff untergebracht – ebenfalls gut. Der besondere Clou im Cockpit direkt: Der Subwoofer
hinter dem Monitor, der über 2/3 des Armaturenbrettes geht, ins Cockpit integriert. Wirklich super.
Perfekter Klang, echt toll. Dann oben im Dachbereich noch ein Animiertes Polestar-Symbol.
Klasse.

Qualitätsanmutung:
Das, was ich im Vergleich zum Tesla wirklich schön gemacht finde, sind zum
Beispiel die Verarbeitung, wo man eben doch merkt, das Volvo schon einige Jahre Autos bauen. Die
Verarbeitung und vor allem die Haptik im Innenraum war wirklich faszinierend. Alleine wie massiv
sich die Luftdüsen und dessen Versteller gegeben und angefühlt haben – richtig toll. Der
Klavierlack um den Wählhebel herum dürfte von mir aus aber auch gern Holz oder vergleichbares
sein – auch wenn es kein Echtholz wäre, aber so wie im Armaturenbrett. Der Klavierlack wird wohl
leider zügig nicht mehr so schön aussehen.

Verbrauch + Laden + Reichweite:
Der Verbrauch war mit 23 kWh in Ordnung, bin aber wirklich
viel mit Leistungsabfrage gefahren.
Fazit: Alles in allem eines der besten Elektroautos, die ich bisher getestet habe – wenn nicht sogar
das Beste. Definitiv mehrere Daumen nach oben. Ich würde mich wirklich sogar festlegen, das es
das beste Elektroauto ist, was ich bisher getestet habe.