Überlasten Elektroautos unser Stromnetz?

Überlasten Elektroautos unser Stromnetz?
© ionity.eu

In letzter Zeit hörte oder lass man immer häufiger, dass unser Stromnetz zusammenbricht, wenn plötzlich viele Verbraucher auf Elektroautos umsteigen würden. Dabei handelt es sich allerdings um einen Mythos. Elektroautos haben jeher mit zahlreichen Vorurteilen zu kämpfen. Hier wären beispielsweise der CO2-Rucksack oder die zu geringe Reichweite zu nennen. Elektroautos müssen am Stück 500 km schaffen. In der Realität werden die meisten Autos in Deutschland allerdings nur maximal 40 km bewegt. Da all diese Vorurteile wiederlegt werden konnten, suchen Elektrogegner nach neuen Angriffsflächen.

Selbst Millionen von Elektroautos überlasten nicht unser Stromnetz

Bereits im Jahr 2019 wurden Analysen durchgeführt, um zu prüfen, ob überhaupt genügend Energieressourcen für Millionen von Elektroautos vorhanden sind und wie stabil das Stromnetz darauf reagiert. Mehrere voneinander unabhängige Studien belegten schon damals, dass ein starker Anstieg der Elektromobilität das vorhandene Stromnetz vor keinerlei Probleme stellt. Durch eine intelligente Steuerung wäre es schon 2019 möglich gewesen, ohne Um- oder Ausbau des bestehenden Netzes 45 Millionen Elektroautos zu laden.

Dies bestätigt auch ein Projekt der Netze BW. In Ostfildern bei Stuttgart in der sogenannten E-Mobility Allee wurden die Auswirkungen der E-Mobilität über den Zeitraum von 18 Monaten getestet. Zu diesem Zweck wurden zehn Haushalte mit einer Wallbox und einem Elektroauto ausgestattet. Alle zehn Haushalte wurden über das selbe Stromnetz versorgt. Der Test hat gezeigt, dass die meisten Elektroautos in den Abendstunden geladen wurden. Dennoch waren zu keinem Zeitpunkt lokale Spitzenlasten zu beobachten. In den gesamten 18 Monate wurden höchstens fünf der zehn Fahrzeuge zur selben Zeit geladen. Manche Autos wurden lediglich einmal in der Woche geladen.

Bleibt noch zu klären, wie die Elektrogegner auf die These kommen, dass Elektroautos zum Blackout führen. Hierfür haben sie folgenden Fall konstruiert: 30 Millionen Haushalte laden zur gleichen Zeit ihr Elektroauto mit 11 kW oder 22 kW. Bei einer derartigen Auslastung würde es sogar tatsächlich zu einer Überlastung kommen. Allerdings ist es sehr unwahrscheinlich, dass in Deutschland zur gleichen Zeit 30 Millionen Elektroautos geladen werden.

Das Stromnetz der Zukunft

Das Thema wird dennoch immer wieder heiß diskutiert. So titelten Mitte Januar einige Blätter, dass unser Wirtschaftsministerium für Elektroautos eine Zwangsladepause plane. Für alle Gegner der Elektromobilität war dies natürlich gefundenes Fressen. Mittlerweile ist bekannt, dass es sich dabei nur um einen Gesetzentwurf auf Arbeitsebene gehandelt hat, der zudem noch überarbeitet werden muss. Aber die öffentlichen Diskussionen wurden dadurch wieder einmal richtig angeheizt. Aufhänger für die ganze Diskussion war die im Gesetzentwurf genannte Spitzenglättung. Dabei geht es jedoch nur darum steuerbare Verbrauchseinrichtungen wie Wärmepumpen und Ladestationen in der Leistung temporär zu begrenzen, sollten Netzüberlastungen drohen. Allerdings war im Entwurf angedacht, Verbraucher pro Tag bis zu zwei Stunden ganz von Netz zunehmen. Daraus wurde der Begriff „Zwangsladepause“ gemacht.

Bei nüchterner Betrachtung des Sachverhaltes lässt sich festhalten, dass wir uns mitten in der Energiewende befinden und das intelligente Stromnetz nach und nach kommen wird. In diesem Zusammenhang ist die Verwendung der vorhandenen Energieressourcen und das damit verbundene Energiemanagement von besonderer Bedeutung. In Haushalten mit einer installierten Solaranlage ist dies bereits jetzt schon Realität. Durch den Energiemanager werden Geschirrspüler oder Waschmaschine erst dann gestartet, wenn die Solaranlage mehr Strom produziert, als aktuell verbraucht wird. Entsprechend wird die Ladeleistung der Wallbox geregelt. Genau nach diesem Prinzip funktioniert auch die diskutierte Spitzenglättung. Wirtschaftlich gesehen macht es überhaupt gar keinen Sinn, das Stromnetz so zu erweitern, dass jede eventuelle auftretende Spitzenauslastung abgedeckt wäre. Im Sinn der Nachhaltigkeit sind die vorhandenen Ressourcen effizient zu nutzen. Zu Spitzenzeiten werden Elektroautos dann eben nur mit fünf KW statt mit elf KW geladen. Dennoch muss sich kein Verbraucher Sorgen machen, dass sein Elektroauto am nächsten Morgen nicht ausrecihend geladen ist.